Dies gleich vorweg: Die Person, um die sich alles dreht, kriegt man in Dürrenmatts "Frist" nie zu sehen, denn der Diktator eines ungenannten Landes liegt im Sterben. Bei der Uraufführung des Stücks 1977 war der Tod Francos noch nicht allzu lange her, im Jahr 2005 bieten sich vielleicht andere Parallelen an. Doch wie gesagt: Den Patienten kriegt man nicht zu sehen, dafür seine Ãrzte, die über die richtige Behandlung streiten, und die Grossen des Landes, die jede und jeder sich die Macht zu sichern versuchen, ob sie nun der Königsfamilie, der Partei, der Kirche oder dem Geheimdienst angehören. In diesen bitterbösen und abwechslungsreichen politischen Hickhack mischen sich zudem noch die Unsterblichen, die weiblichen Vorfahren des Diktators. Die Frist ist sicherlich eins von Dürrenmatts schwärzesten und unheimlichsten Stücken, doch darf dabei auch gelacht werden bevor es einem im Halse stecken bleibt...