Dreimal Leben von Yasmina Reza

Henri, von Beruf Astrophysiker, und seine Frau Sonja, haben Hubert Finidori, einen einflussreichen Kollegen, und dessen Frau Ines, zum Abendessen eingeladen. Henri, der längere Zeit nichts veröffentlicht hat und deswegen in Fachkreisen schon als Versager gilt, hat endlich seine neue Arbeit abgeschlossen. Mit ihrer Veröffentlichung hofft er, durch die Unterstützung von Hubert Finidori, einen wichtigen Schritt nach oben
auf der Karriereleiter tun zu können. Durch eine Verwechslung kommen die Finidoris jedoch einen Tag zu früh und treffen Henri und seine Frau völlig unvorbereitet an. Sonja steht im Morgenrock da, und zu essen ist ausser Keksen und etwas Käse nichts im Haus. Der Verlauf des Abends steht also unter schlechten Vorzeichen.
Yasmina Reza, die mit ihrem Erstling «Kunst» schlagartig bekannt gewordene Französin mit persischen Wurzeln, zeigt uns diesen Abend in drei unterschiedlichen Versionen und die vier Personen in unterschiedlichen Stimmungen, mit unterschiedlichen Strategien. Verschiedene Koalitionen werden gebildet und wieder aufgelöst, es wird geflirtet und gedemütigt was das Zeug hält. Insgesamt wirkt das ganze Stück zeitlos und modern zugleich, ist aktionsreich und dennoch psychologisch tiefgründig, changiert zwischen Banalität und Ernst und unterhält durch pointierte Dialoge voll von bösem Witz.